Aktuelles

2004-10-30

Halloween - Die Geister, die ich rief

Sächsische Zeitung vom 30. Oktober 2004
Lokalausgabe Kamenz

Die Geister, die ich rief

SUSANNE FÖRSTER, ehrenamtliche Schriftführerin des Christlichen Vereins
Oberlichtenau, Diplom-Religionspädagogin und Mutter von vier Kindern, sieht
die Sache mit der Halloween-Feierei auf ihre Weise

Man stelle sich folgende Situation vor: 31. Oktober, Feiertag, Sie sitzen im
Kreis Ihrer Familie, es klingelt. Vor der Tür steht ein Dreikäsehoch im
Gespensterkostüm: Süßes, sonst Saures. Ist doch niedlich - oder? Das, was da
noch von dem ursprünglichen Halloween gefeiert wird, und was uns als harmlos
erscheint, hat eine grauenvolle Geschichte. Diese führt zurück ins Irland
des 2. vorchristlichen Jahrhunderts. Damals versuchten die Kelten, sich vor
den umherirrenden Seelen Verstorbener durch ein Menschenopfer zu schützen.
Von den Druiden wurden Familien dazu bestimmt, eines ihrer Kinder zu opfern.
Dieser Familie stellte man eine erleuchtete Rübe (später Kürbis) vor das
Haus. Die Kinder wurden in Weidenkörbe gesperrt und lebendig verbrannt. Die
leuchtende Rübe blieb stehen als Schutz vor den Geistern. Hat eine Familie
das geforderte Opfer verweigert, musste sie um ihr Leben fürchten.

Was mag nun uns aufgeklärte Menschen veranlassen, ein solch
lebensverachtendes Fest; in unsere Kultur zu holen? Gibt es
nicht genug schlimme Dinge, die den Kindern im Alltag lauern, und vor denen
sie sich fürchten? Brauchen wir da noch zusätzlichen Grusel? Als Christ will mich gewiss kein Spielverderber sein, sondern bin dabei, wenn es irgendwo fröhlich zugeht. Aber dieser Geschichte kann ich ganz und gar keinen fröhlichen Aspekt abgewinnen.

Die Einzigen, die ihre helle Freude haben,
sind Geschäftemacher, die uns suggerieren wollen, Halloween sei
in; und gehöre in jede Schule, Kita, Familie. Da lob ich mir
Feste wie Erntedank oder Drachenfest, bei denen lebensbejahende Gedanken im
Mittelpunkt stehen; die Dankbarkeit vor Gott für die nicht
selbstverständlich eingebrachte Ernte, die Freude über das tägliche Brot
oder über den Spaß der Jahreszeit! Als Mutter möchte ich meinen Kindern ein
christliches Lebensfundament weitergeben. Gerade in unserer aufgeklärten
Zeit sei Eltern das Zitat des Dichters Emanuel Geibel angetragen:
Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub; durchs
Fenster. Habt die Gottheit ihr verjagt, kommen die Gespenster