Welthilfescheune - Pfarrscheune



1993 kaufte der Christliche Verein Oberlichtenau von der Kirchgemeinde Oberlichtenau die abrißreife Pfarrscheune für eine symbolische Mark. Unter der Scheune befand sich der Teekeller, in dem unsere gesamte Arbeit Ihre Wurzeln hat. Im Erdgeschoss richtete der Verein eine Bauernstube ein. Ein Kreativraum entstand in der ehemaligen "Durchfahrt". Der Fahrradverleih war ebenso wie der Brennraum für den Keramikofen im Erdgeschoss. Im Dachgeschoss wurden 4 Büroräume eingebaut und ein mit stabilen Regalen ausgestattes Lager errichtet. Dieses Lager war für die Welthilfearbeit des Vereins angelegt worden. Hier wurden Hilfsgüter für Osteuropa und darüber hinaus aktiv und leidensachaftlich gesammelt. Zwischen dem Verein und der Kirche kam es zu einem Rechtsstreit, weil der Kaufvertrag von 1993 ohne Notar abgefasst wurde und nach Recht der Bundesrepublik Deutschland solche Verträge deshalb ungültig sind. Rund 400.000 Mark hat der Verein in Fremdeigentum investiert. Dadurch wurde das älteste bauliche Ensemble im Pulsnitztal denkmalsgerecht wieder errichtet. Dafür erhielt der Christliche Verein 1996 den Sächsischen Landespreis für ländliches Bauen, verbunden mit einer Prämie in Höhe von 1.000 Mark. In 2003 wurde die Scheune an die Kirchgemeinde zurück gegeben. Nachfolgend berichtete die Sächsische Zeitung darüber:

Chronik - Sächsische Zeitung 9. Dezember 2003



Sächsische Zeitung
Dienstag, 9. Dezember 2003

Pfarrscheune zurück an Kirchgemeinde
Christlicher Verein übergibt besenrein / Probleme wegen nichtigem Kauf beendet

Oberlichtenau. Nach einer Vergleichsverhandlung beim Landgericht Bautzen und nach Gesprächen zwischen dem Christlichen Verein und der Kirchenamtsstelle Bautzen wurde jetzt vereinbart, dass der CV die von ihm vor Jahren erworbene Pfarrscheune zurückgibt. Das regelt ein notarieller Vertrag. Wie die Vertragspartner Christlicher Verein und Kirchgemeinde Oberlichtenau in einer gemeinsamen Erklärung schreiben, ist das Kapitel Scheune für sie damit abgeschlossen.

Der im Februar 1992 gegründete Christliche Verein hatte die marode Pfarrscheune von der Kirchgemeinde zum symbolischen Preis von einem Euro gekauft, um eine wesentliche Zuwendungsvoraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln zum Bau eines christlichen Jugendzentrums zu erfüllen: den Nachweis von Eigentum. Die Kirchgemeinde wiederum, die mit großem Sanierungsaufwand für Pfarrhaus und Kirche konfrontiert war, sah sich von einer weiteren Last entbunden, als der CV die abrissreife Scheune übernahm.

Die Bewilligungsbehörden erkannten den Kaufnachweis an. Es flossen Fördermittel. Die Bauarbeiten nahmen in drei Bauabschnitten ihren Lauf. Grundsanierung, Dacheindeckung und Innenausbau erfolgten. Die Gesamtinvestitionen beliefen sich auf damals rund 400 000 Mark. In der sanierten Scheune gab es fortan eine vielfältige christliche Kinder- und Jugendarbeit sowie offene Jugendarbeit.

Allerdings war der Verkauf der Scheune rechtswidrig und im Grunde nichtig, weil dieser ohne Notar abgeschlossen wurde, wie die kirchliche Aufsichtsbehörde später aufmerksam machte. Sie drängte, die Pfarrscheune im Eigentum der Kirchgemeinde zu belassen. Der Verein lagerte deshalb nach und nach seine Aktivitäten aus.

Mit dem jetzt unterzeichneten notariellen Vertrag sind die Probleme bereinigt. Der Christliche Verein gibt die Scheune zum 31. Dezember dieses Jahres besenrein an die Kirchgemeinde Oberlichtenau zurück. Als Gegenleistung für die getätigten Investitionen wurde der Erbbaupachtvertrag für das Grundstück des Dr.-Erich-Stange-Hauses vom 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 2019 erbbaupachtzinsfrei gestellt, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme . (SZ/ert)