Aktuelles

2017-07-14

Aus Siebenbürgen nach Sachsen - Sächsische Zeitung (Kamenz)

Junge Rumänen sammeln Erfahrungen in der Oberlausitz. Die sollen ihnen daheim nützlich sein.

Von Bernd Goldammer
Oberlichtenau. Begegnungen der besonderen Art gehen wieder einmal vom Oberlichtenauer Bibelgarten aus. Hier gastiert nämlich eine Konfirmandengruppe aus Rumänien. Die 14-Jährigen kommen aus der Region Sibiu in Siebenbürgen. Dabei geht es um vielfältige Entdeckungen.

Schon gleich nach ihrer Landung in Berlin gab es eine Stadttour durch die deutsche Hauptstadt. Erst dann ging es nach Oberlichtenau weiter. Und hier gab es einen Grillabend, bei dem es nicht nur beim Essen heiß herging. Sehen will nämlich auch verdaut werden. Die Reiseeindrücke konnten gleich diskutiert werden. Und zwar mit Bibelgärtner Maik Förster. Er war von Anfang an ein gefragter Gesprächspartner. Denn mit Rumänien verbindet ihn viel. Zu DDR-Zeiten hat er das Land oft besucht. Er war als kreativer Bibelschmuggler bekannt. Auch nach der Wende führte ihn sein Weg wieder nach Rumänien. Er besuchte Krankenhäuser und Kinderheime und versuchte, mit seinen Möglichkeiten Not zu lindern. Der Morgen mit den jungen Leuten begann mit einer ausführlichen Runde im Bibelgarten. Aus nächster Nähe ging es um die Geschichte des christlichen Glaubens. Der Nachmittag führte nach Laußnitz. Das Erleben von Gemeinschaft war im Niederseil-Parcours möglich. Vieles ist erreichbar, wenn sich die Menschen dabei gegenseitig unterstützen.

Austausch für mehr Verständnis

„Dieser Jugendaustausch soll zum gegenseitigen Verständnis in Europa beitragen“, betonen Landesjugendpfarrer Tobias Bilz und Rüdiger Steinke, Geschäftsführer des sächsischen Landesjugendpfarramtes. Das Treffen kommt zustande, weil das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien den gegenseitigen Austausch sucht. Das DFDR in Rumänien ist die Organisation, durch die sich die Gemeinschaften rumänischer Bürger deutscher Ethnie im politischen Leben Rumäniens selbst vertreten. Gegenseitiger Austausch und Jugendbegegnungen sind dafür besonders nachhaltig. So wie er auch Montagabend zu erleben war. Diesmal wurden die Jugendlichen von der Pulsnitzer Kirchgemeinde begrüßt. Das Treffen begann mit einem biblischen Mahl im Jugendhaus des Christlichen Vereines Oberlichtenau. Der Verein hatte zu dem Mahl eingeladen. Es war ein besonderes Essen mit jüdischer Glaubenssymbolik. Ein Sedermahl, wie es hierzulande kaum noch jemand kennt. Am Sederabend vor Pessach essen viele jüdische Familien Speisen vom Sederteller oder von der Sederplatte. Darauf erinnert jede Speise an ein Ereignis während der Sklaverei in Ägypten. Da standen die Früchte der Erde auf dem Tisch. Sie stehen für Zeiten, als das Volk Israel durch die Wüste irrte und Ackerbau unmöglich war. Auch die bitteren Kräuter symbolisieren diese Zeit. „Dazu wird Salzwasser gereicht, um an die Tränen dieser Jahre zu erinnern“, war von Maik Förster zu erfahren. Charosset als Süßspeise ist das Leckerste an Pessach. Die Süße soll den Optimismus während der Fronarbeit andeuten und die Zimtstangen symbolisieren das Stroh, mit dem der Lehm beim Bau der Paläste des Pharaos vermischt wurde. Auch diese Begegnung beeindruckte die jungen rumänischen Gäste.

Mit dabei war Pfarrer Ulf Ziegler aus der Region der Siebenbürger Sachsen. Er ist in Sibiu (Hermannstadt) geboren und hat die Ceausescu-Zeit erlebt. Er arbeitet heute für die evangelische Kirche, die zum Augsburger Bekenntnis steht und sich zum lutherischen Weltbund bekennt. Für ihn ist es wichtig, den Jugendlichen die Begeisterung für die alten Werte zu vermitteln, auf die sich die Siebenbürger Sachsen in Rumänien berufen. Lernen und das Wissen später für die Zukunft der Heimat anwenden, das möchte Ulf Ziegler erreichen. Die Zeit in Oberlichtenau hat viele Höhepunkte. Eine Bootstour von Königstein nach Pirna gehört dazu und eine Stadttour durch Pirna. Wie Dresdner ihre Stadt präsentieren, haben die jungen Leute erlebt.

Der Tag begann mit einem Besuch auf der Aussichtsplattform der Frauenkirche. Danach gab es einen geführten Gruppenspaziergang durch die Altstadt bis ins Hygienemuseum. Abends wurde an der Elbe gegrillt. Freitag besuchen die Jugendlichen das Bautzener Berufsschulzentrum um hier Ausbildungsmöglichkeiten kennenzulernen.